Anfahrt nach Pozuzo – Abenteuer inklusive

Wenn es in Bolivien die Ruta de la Muerte gibt, so ist die Anfahrt nach Pozuzo die Ruta del Paraíso. Wesentlich unbekannter, dabei jedoch mindestens ebenso spektakulär und in der Regenzeit sicherlich gefährlicher schlängelt sich der Weg nach Pozuzo durch den Hochregenwald. Gefühlt eine wahre Alternative zur Ruta de la Muerte für alle, die es nicht bis Bolivien schaffen! Pozuzo wird auch als Tierra Prometida bezeichnet, als versprochene Erde. 1854 reichte dieses Versprechen von geschenktem Land aus, Menschen dazu zu bewegen, ihre Heimat in Österreich und Deutschland zu verlassen und sich auf den abenteuerlichen Weg in den peruanischen Dschungel zu begeben, wo sie erst 1856 ankamen.

Mittlerweile lebt die dritte bis sechste Generation an Nachkommen ebenjener Siedler in Pozuzo, die sich selbst gerne als Colonos bezeichnen. Bücher und Filme zeichnen ein einsames Bild von der Kolonie, tragen Titel wie „Vom Leben und Sterben deutscher Einwanderer im Regenwald” oder „das vergessene Paradies”, wobei nur der letzte Begriff Pozuzo gerecht wird.

Pozuzo ist ein Paradies, ein abgeschiedener kleiner Ort im Regenwald, der voller Wunder und Magie steckt. Für mich ist Pozuzo nach über zwei Jahren dort schlicht einer der eigenartigsten, faszinierendsten und schönsten Orte dieses Planeten.

Pozuzo, das vergessene Paradies im Regenwald Perus.
Pozuzo, das vergessene Paradies im Regenwald Perus.

Mittlerweile lebt die dritte bis sechste Generation an Nachkommen ebenjener Siedler in Pozuzo, die sich selbst gerne als Colonos bezeichnen. Bücher und Filme zeichnen ein einsames Bild von Pozuzo, tragen Titel wie „Vom Leben und Sterben deutscher Einwanderer im Regenwald” oder „das vergessene Paradies”, wobei nur der letzte Begriff Pozuzo gerecht wird.

Pozuzo ist ein Paradies, ein abgeschiedener kleiner Ort im Regenwald, der voller Wunder und Magie steckt. Für mich nach über zwei Jahren in Pozuzo ist es schlicht einer der eigenartigsten, faszinierendsten und schönsten Orte dieses Planeten.

Anfahrt nach Pozuzo

Laut Wikipedia ist eine Straße die Grundlage für Fahrzeuge und Fußgänger, die überwiegend dem Transport von Personen von einem Ort zum anderen dient und idealerweise direkt ist.

Die Anfahrt nach Pozuzo in der Regenzeit.
Die Anfahrt nach Pozuzo in der Regenzeit.

Geht man nach dieser Definition, ist die Anfahrt nach Pozuzo alles, aber keine ideale Straße. Denn die Straße nach Pozuzo, die gibt es meistens, allerdings nicht immer, und schon gar nicht direkt.

„Je schlechter die Straße, desto schöner die Gegend.”

Ich erinnere mich an meine erste Fahrt nach Pozuzo im Sommer 2014. Es war warm, ich sprach noch kein gutes Spanisch, und der Fahrer des Kombis erklärte mir, dass mein Gepäck auf das Dach des Fahrzeuges müsse. Ich könne froh sein, denn wir hätten Glück mit den Wegkonditionen, weswegen die Fahrt wahrscheinlich nicht über vier Stunden dauere. Ich hielt beides für einen Witz. Wie sich herausstellte, waren seine Aussagen jedoch vollkommen ernst gemeint, und in den folgenden Jahren sollte ich jede Kurve des Weges zwischen Oxa und Lima kennen, hassen und lieben lernen.

Und los geht´s! Das Bild entstand auf der Strecke zwischen Codo und Pozuzo.
Und los geht´s! Das Bild entstand auf der Strecke zwischen Codo und Pozuzo.

Kennen, weil ich manchmal nur für das Deutsche Essen in Oxapampa, einen Besuch auf der Rancho Ruffner oder für Internet (das es mittlerweile auch in Pozuzo gibt) nach Oxa gefahren bin. An eine Äußerung, die ich damals machte, erinnern mich meine Freunde noch heute: „Stell dir vor, ich bin gerade vier Stunden gefahren, um dir eine E-Mail zu schreiben! Vier Stunden für Internet. Das ist, als würde ich jedesmal nach Paris fahren, um mal mein Facebook zu checken”. Ein Jahr später fuhr ich den Weg ganz selbstverständlich zum Geld abheben oder zum Frühstücken…

Hassen, weil ich diese Strecke auch schon gelaufen bin. Mehrmals. Mit Backpack und ohne, mit Gummistiefeln oder (größter Fehler) ohne. In der Regenzeit von Dezember bis März,  da gibt es manchmal eben keine Straße, oder sie hört irgendwo einfach auf, und dann sind da nur noch Erdrutsche und Verpflichtungen und die Sehnsucht nach dem Ankommen.

Doch doch, das ist (k)eine Straße!
Doch doch, das ist (k)eine Straße!

Lieben, weil die Anfahrt nach Pozuzo einem die abenteuerlichsten Geschichten erzählt, immer am Abgrund über dem tosenden Huancabamba-Fluss entlangführt und durch verwunschene Schluchten, über und unter Wasserfälle hinweg und mitten durch den Yanachaga-Chémillen Nationalpark, wo schon einmal ein Nasenbär, Gürteltiere oder eine Horde Affen über den Weg tollen.

Ein Gallito de las Rocas im Yanachaga Chémillen Nationalpark auf dem Weg von Oxa nach Pozuzo. der Felsenhahn ist der Nationalvogel Perus.
Ein Gallito de las Rocas im Yanachaga-Chémillen Nationalpark auf dem Weg von Oxa nach Pozuzo. Der Felsenhahn ist der Nationalvogel Perus.

Anfahrt nach Pozuzo von Oxapampa

Die Anfahrt nach Pozuzo von Oxapampa aus ist mittlerweile ziemlich einfach geworden. Man hat folgende Möglichkeiten ab dem Terminal Pozuzo in Oxapampa:

  • Kombi von Pozuzo Tours oder Santa Rosa für 20 S/. (25 S/. in der Hochsaison Juli-August), Fahrtdauer ca. 2h, nach starken Regenfällen bis zu 3-3,5h
  • Auto von Pozuzo Tours für 25-30 S/., Fahrtdauer ca. 1,5-2h
  • Auto eines freien Anbieters
  • Meine Lieblingsmethode: Motorrad oder Mitfahrt bei einem Viehtransporter
  • Eigenes Auto (nur sehr geübten Fahrern zu empfehlen aufgrund der Überquerung von Wasserfällen, Schlaglöchern und uneinsichtigen Kurven mit schnell entgegenkommenden Fahrzeugen.)

Generell empfehle ich allen Ortsfremden ohne Bekannte mit eigenem Fahrzeug ein Transportmittel von Pozuzo Tours zu wählen. Die Fahrer kennen den Weg seit Jahren. Im Gegensatz zu den seit 2016 aus dem Boden schießenden freien Anbieter von Autos stecken sie äußerst selten mitten in einem Wasserbecken fest. Auch mit Touristen aus Lima hat es besonders in den Sommermonaten Unfälle gegeben, da diese den Selva-Fahrstil nicht gewohnt sind, Verkehr in Lima hin oder her.

Die Fahrer kennen sich zum Glück aus und in null Komma nichts brausen die Kombis dann weiter gen Oxa bzw. Pozuzo. Wehe dem, der keine Gummistiefel anhat in der Regenzeit...
Die Fahrer kennen sich zum Glück aus! In null Komma nichts brausen die Kombis dann weiter gen Oxa bzw. Pozuzo.

Wilde Ansammlungen von Taxis in Lima sind dann doch etwas anderes als Erdrutsche, Geröll und Stiere oder Motorräder mit 100km/h auf einer mehr oder weniger befestigten Straße. Der Nachteil der Kombis ist natürlich, dass diese nur zu festen Zeiten abfahren. Hier gilt es, sich schnellstmöglich einen Platz vorne beim Fahrer oder einen Einzelplatz an der Seite zu sichern, sofern man über 1,60m misst und seine Beine nach der Fahrt noch spüren möchte. Für den Platz vorne beim Fahrer muss man manchmal 5S./ mehr blechen, doch Vorsicht: Vorne neben dem Fahrer bedeutet bei manchen eher auf dem Schaltknüppel zu sitzen, als den gesamten Platz einnehmen zu dürfen. Der Vorteil der Autos ist freilich, dass sie abfahren, wenn sie voll sind (Nochmal Vorsicht: Hier entscheidet wiederum der Fahrer, und nicht die Anzahl der Sitzplätze, was genau voll bedeutet).

Für die Anfahrt nach Pozuzo von Lima oder die Anfahrt nach Pozuzo von La Merced, Satipo etc. gilt: Sämtliche Empresas der Überlandbusse, welche Oxapampa ansteuern, kommen beim Terminal Terrestre bzw. Terminal de buses de Oxapampa an. Von diesem Terminal de buses kann man sich mit dem Motocar für 1S./ zum Terminal Pozuzo fahren lassen oder 10-15 Minuten laufen.

Anfahrt nach Pozuzo von Codo del Pozuzo

Noch unbekannter, aber nicht minder spektakulär ist die Anfahrt nach Pozuzo von Codo del Pozuzo aus. Beginnend zwischen weißen Stieren in den weiten Grasebenen von Codo, führt der Weg bald mitten hinein in die Andenausläufer und die Tiefen des Hochregenwalds.

Von den weiten Graseben in Codo del Pozuzo führt der Weg nach Pozuzo bald hoch in die Ausläufer der Anden.
Von den weiten Graseben in Codo del Pozuzo führt der Weg nach Pozuzo bald hoch in die Ausläufer der Anden.

Zwischen November und Mai war die Straße zwischen Pozuzo und Codo ab dem Dörfchen Santa Rosa bis ins Jahr 2014 herein überhaupt nie befahrbar. Im Jahr 2015 war die Straße dann zwischenzeitlich für einige Tage auch in der Regenzeit geöffnet, und seit der Regenzeit von 2016 ist sie überwiegend sogar ganzjährig befahrbar, wobei man von November-März immer noch wesentlich mehr Zeit einplanen sowie Gummistiefel einpacken sollte.

Natürlich kommt es auch hier immer auf die Anzahl an Regentagen und Erdrutschen an, sodass es immer wieder Tage gibt, an denen nur noch Motorräder passieren können oder einem doch nur der Weg zu Fuß bleibt. Wobei zu Fuß noch übertrieben ist, wenn man nur noch über lose Felsbrocken über Abgründen kraxelt, in Seilwinden steigen muss, die nicht bis ans Ende der Schlucht reichen, gegen Schlammwände springt, in Baggerschaufeln steigt und durch Flüsse voller Zitteraale balanciert. Über diesen längsten aller Nachhausewege werde ich ein andermal berichten….

Ist die Straße jedoch frei befahrbar (Sommer!!!), lohnt sich alleine für den Weg die Anfahrt nach Pozuzo von Codo aus oder umgekehrt.

Riesige blaue Schmetterlinge flattern unentwegt durch die Lüfte, ganze Schwärme von Papageien erheben sich kreischend aus dem Urwald und wer hier keine Äffchen oder gar größere Säugetiere entdeckt, muss sich wohl vom Geruckel des Kombis oder dem Rauschen des Flusses in den Schlaf lullen haben lassen.

Ab Codo del Pozuzo gelangt man wie folgt nach Pozuzo:

  • Kombi für 25S./
  • Geländewagen für 25S.-30S./
  • Motorrad oder Viehtransporter

Im Gegensatz zu den freien Autoanbietern in Oxa haben die Geländewagenfahrer von Codo sehr viel Übung in der Straßenbefahrung. Zudem sind sie schneller als die Kombis. Wer kann, sollte also den Geländewagen wählen, aber darauf achten, was er für einen Platz bekommt. Hier gilt nicht nur ein Kissen über dem Schaltknüppel, sondern auch die Ladefläche als Mitfahrplatz. Abenteuer, zwei Tonnen Staub und Sonnenbrand inklusive.

Auch die Anfahrt über die Ruta 86 und Puerto Zungaro bis nach Codo del Pozuzo verspricht traumhafte Ausblicke.
Die Anfahrt über die Ruta 86 und Puerto Zungaro bis nach Codo del Pozuzo verspricht traumhafte Ausblicke.

Für die Anfahrt nach Pozuzo von Pucallpa oder die Anfahrt nach Pozuzo von Tingo Maria aus gilt es, bis nach 86 (Umschreibung für das Dorf „Alexander von Humboldt”, wo die Ruta 86 beginnt) zu gelangen und von dort einen Kombi bis nach Puerto Zungaro zu nehmen. In Puerto Zungaro wiederum nimmt man einen Kombi bis nach Codo del Pozuzo, kommt unterwegs an charmanten Häuseransammlungen mit Namen wie San Francisco und Los Angeles vorbei und kann von Codo aus die Anfahrt nach Pozuzo beginnen.

Achtung: Um nicht im wunderschönen Nirgendwo zu stranden, sollte man früh genug (sprich: 4:00 Uhr morgens in Pucallpa oder Tingo) losfahren, um sicherzugehen, trotz der Umstiege bis abends in Pozuzo anzulangen. In Codo kann man ganz gut nächtigen, davor wird es aber schwierig. Die wilde weite Landschaft entschädigt auf jeden Fall für all die Stunden des Sitzens, und ich würde die Strecke jederzeit wieder fahren (wenn auch nicht unbedingt gehen, wobei…wahrscheinlich doch).

Für die Anfahrt nach Pozuzo von Pucallpa oder die Anfahrt nach Pozuzo von Tingo Maria gilt es, bis nach 86 (Umschreibung für das Dorf „Alexander von Humboldt”, da dort die Ruta 86 beginnt) zu gelangen und von dort einen Kombi bis nach Puerto Zungaro zu nehmen. In Puerto Zungaro wiederum nimmt man einen Kombi bis nach Codo del Pozuzo, kommt unterwegs an charmanten Häuseransammlungen mit Namen wie San Francisco und Los Angeles vorbei und kann von Codo aus wiederum die Anfahrt nach Pozuzo beginnen.

Achtung: Um nicht im wunderschönen Nirgendwo zu stranden, sollte man früh genug (sprich: 4:00 Uhr morgens in Pucallpa oder Tingo) losfahren, um sicherzugehen, trotz der Umstiege bis abends in Pozuzo angelangt zu sein. In Codo kann man ganz gut nächtigen, davor wird es aber schon schwierig. Die wilde weite Landschaft entschädigt auf jeden Fall für all die Stunden des Sitzens, und ich würde die Strecke jederzeit wieder fahren (wenn auch nicht unbedingt gehen, wobei…wahrscheinlich doch).

„Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt.”

Am Ende ist jedes Ankommen ein bisschen Heimat.

Wenn die Schotterpisten fester Straße weichen und einem Jungs in Lederhosen auf dem Motorrad entgegenkommen, dann weiß man: Jetzt ist man angekommen.
Wenn die Schotterpisten fester Straße weichen und einem Jungs in Lederhosen auf dem Motorrad entgegenkommen, dann weiß man: Jetzt ist man angekommen.

Hinweis: Seit Ende 2016 wird kontinuierlich an der Strecke von Oxa über Pozuzo und Codo bis nach 86 gearbeitet. Das heißt, dass unbefestigte Schotter- und Erdpisten nach und nach geteert werden und Ausbesserungen nach Erdrutschen schneller als bisher erfolgen. Dadurch verkürzt sich die Fahrtzeit beständig (von 4h auf 2h in nur zwei Jahren ist schon eine Leistung!), es kommt jedoch aufgrund der Arbeiten auch gelegentlich zu stundenlangen Sperrungen.

Am Besten fragt man vorher in Codo bzw. Oxa nach, wann man am Besten passieren kann. Ansonsten steht man dann da, mit laufender Cumbia-Beschallung, und die einzige Aussage des Fahrers ist „no hay pase”. Ach, was. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Das wussten schon die Siedler.

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