Roher Fisch und rohes Gemüse, Nusskerne, Meerschweinchen, Palmherzen, Kaviar, Schildkröteneier und Insekten – was davon würdest du essen, was nicht? Was ist normal, was ist verrückt?
Als ich M. erkläre, dass ich Vegetarierin sei, zuckt er gleichgültig die Schultern, so viele kennt er nun, die keine Tiere essen. Kurz vergewissert er sich, ob es mir um Tiere allgemein oder nur um rotes Fleisch geht, ob Fische für mich Tiere sind, und ist verblüfft, dass ich tierische Produkte esse. Schildkröteneier? Okay, warum nicht. Sushi? Empfinde ich dafür als abartig. Kilos an unnötigem Beifang, und außerdem – roher Fisch!
Als ich in eine Karotte beiße, sagt M., ich sei verrückt. Karotten müsse man kochen. Ebenso müsse man Nüsse in der Pfanne anbraten und verarbeiten. Ähnliches sagt mir G. über Paprika. Dieser könne gar nicht roh verzehrt werden, sagt er und schaut mit demselben angewiderten Blick auf die Paprikaschote zwischen meinen Lippen, wie die meisten Urlauber auf Meerschweinchenfleisch auf dem Teller. Das Thema Essen wird zum Dauerwitz zwischen uns, und gegenseitig bringen wir uns dazu, mit dem größten schauspielerischem Ekel sowohl Eier, Maden und Termiten oder umgekehrt Nüsse und rohes Gemüse zu probieren.
„Sag mal, hast du in Peru eigentlich Meerschweinchen gegessen?”, werde ich gefragt.
„Nein”, sage ich.
“Ist auch abartig, Meerschweinchen und was die da noch so essen. Aber Ceviche habe ich hier auch mal gegessen, das kommt doch von da. Das war gut. Hast du Ceviche gegessen?”.
„Ich finde rohen Fisch abartig”, sage ich.
“Verückt”, sagt sie und ich hoffe, dass niemand mit mir eine Vegetarier-essen-lebendes-Gemüse-Diskussion führen will und fühle mich ein bisschen zwischen Welten.
